Die Bipolare Störung

Was ist das eigentlich, eine Bipolare Störung?
Die Bipolare Störung oder Erkrankung gehört zur Gruppe der sogenannten affektiven Störungen und wurde früher auch als manisch-depressive Erkrankung bezeichnet. Sie verläuft in wiederholten Episoden (Phasen) von Depressionen und Manien und kann zu erheblichen Beeinträchtigungen der Lebensqualität, vor allem auch der psychosozialen Entwicklung führen. Die Früherkennung dieser Erkankung sowie ein früher Behandlungsbeginn sind essentiell für deren Verlauf. Die Bipolare Erkrankung beginnt oft im jungen Erwachsenenalter, einer Lebensphase, in der viele wichtige Schritte für die weitere Lebensplanung, wie beispielsweise die Wahl einer Ausbildung oder eines Studiums, stattfinden. Sie beeinträchtigt nicht nur die Betroffenen selbst erheblich, sondern meist auch deren gesamtes soziales Umfeld, vor allem die nächsten Angehörigen wie Familie, Partner und Freunde.
Es ist sehr wichtig, die ersten Anzeichen einer Erkankungsphase wahrzunehmen, um frühzeitig entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Die Bipolare Störung wird in der Regel mit einer Kombination aus medikamentösen und psychotherapeutischen Maßnahmen behandelt. Je besser die Information über den Verlauf der Erkrankung, desto besser gelingt der adequate Umgang mit ihr.
Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt
Die Bipolare Störung ist gekennzeichnet durch mehrere, manchmal sehr viele Episoden, in denen sowohl Stimmung als auch Aktivitätsniveau der Betroffenen stark beeinträchtigt sind.
Manische oder hypomanische (leicht manische) Episoden
- Gehobene Stimmung
- Vermehrter Antrieb
- Vermehrte Aktivität
Depressive Episoden
- Gedrückte Stimmung
- Verminderter Antrieb
- Verminderte Aktivität
Gemischte Episoden
- Phasen, in denen sowohl (hypo-)manische als auch depressive Symptome auftreten.
Es treten also zwei (bi) entgegengesetzte Stimmungen im Wechsel auf.
Diese Stimmungsschwankungen können so ausgeprägt sein, dass ein normaler Alltag nicht mehr möglich ist. Neben diesen Extremen der Stimmungsveränderungen und damit auch Veränderungen im Verhalten und Denken sind auch mildere, nicht so stark ausgeprägte Veränderungen möglich.
Im Wechselbad der Gefühle
Die allgemeine Definition ordnet die Bipolare Erkrankung den affektiven Störungen zu und kennzeichnet sie durch so genannte Episoden. Diese können in Form von Manien, Depressionen, Hypomanien (leichte Manien) oder manisch-depressiven Mischzuständen auftreten. Zwischen den einzelnen Episoden können gesunde, sprich krankheitsfreie Intervalle auftreten, während der die Betroffenen völlig beschwerdefrei sind. Mit zunehmendem Lebensalter verkürzen sich oft die beschwerdefreien Zeiten und immer häufigere Krankheitsphasen sind wahrscheinlich.
Wie bereits erwähnt, tritt die bipolare Erkrankung bei den meisten Patient_innen erstmalig im jugendlichen oder im frühen Erwachsenenalter auf. Eine große Problematik bei der Diagnostik stellt die Tatsache dar, dass die Erkrankung im jugendlichen Alter oft nicht als solche erkannt wird, weil die Stimmungsschwankungen als altersbedingte „Pubertätsschwankungen“ fehlgedeutet werden. Häufig werden diese Veränderungen erst rückblickend bei späteren Erkrankungsphasen richtig eingeordnet. Bei Erstauftreten mit einer depressiven Episode kann die Zuordnung zu einer bipolaren Erkrankung noch nicht stattfinden, sondern erst im weiteren Verlauf, wenn auch manische oder hypomanische Episoden auftreten. Erst dann ist die Abgrenzung zu einer unipolaren Depression und somit die Diagnose einer Bipolaren Erkrankung möglich.
Verlaufsuntersuchungen
Bei schweren depressiven Episoden im Kindes- und Jugendalter besteht ein erhöhtes Rezidiv(Rückfall-)risiko.
Der Verlauf ist umso ungünstiger, je
- früher das Ersterkrankungsalter
- häufiger die Krankheitsepisoden auftreten, z.B. mehrmals im Jahr
- häufiger sehr ausgeprägte Krankheitsepisoden auftreten (auch mit psychotischen Merkmalen)
- länger die einzelnen Krankheitsepisoden dauern
- unvollständiger die Rückbildung der Beschwerden ist
- mehr zusätzliche schwerwiegende körperliche Erkrankungen oder andere psychische Begleiterscheinungen (z.B. Angst- oder Suchterkrankungen) vorliegen oder wenn es zu Selbsttötungsgedanken- und versuchen gekommen ist
Unterschiedliche Formen der Bipolaren Störung
Bipolar-I-Gruppe:
- Depressive und manische Episoden
Bipolar-II-Gruppe:
- Depressive und ausschließlich hypomanische Episoden (keine Manien)
Rapid Cycling
- Eine Sonderform der Bipolaren Störung, bei der ein rascher Phasenwechsel von mindestens vier Phasen einer Depression oder (Hypo-)manie im zurückliegenden Jahr aufgetreten war
Gemischte Episoden
- Zeitgleiches Auftreten von depressiven als auch (hypo-)manischen Symptomen, die von Tag zu Tag oder gar von Stunde zu Stunde wechseln können
Symptome der Bipolaren Störung
Depression
- Gedrückte Stimmung
- Verminderter Antrieb
- Innere Unruhe
- Verlust von Freude & Interesse
- Erhöhte Ermüdbarkeit
- Herabgesetztes Selbstwertgefühl
- Selbstvorwürfe
- Gedanken an Tod oder Selbsttötung
- Körperliche Beschwerden (Schmerzen)
- Schlafstörungen
- Appetitstörungen
Manie
- Unbegründet gehobene Stimmung
- Rastlose Aktivität und Unruhe
- Vermindertes Schlafbedürfnis
- Rededrang
- Verlust sozialer Hemmungen
- Gesteigertes Selbstwertgefühl
- Unkontrollierter Umgang mit Geld und Suchtmitteln
- Gedankenrasen
- Überhöhte Selbsteinschätzung
- Ständiger Wechsel von Aktivitäten
- Tollkühnes und rücksichtsloses Verhalten
- Erhöhte Reizbarkeit
Hypomanie
Die Hypomanie ist eine leichtere Form der Manie, sozusagen „die kleine Schwester der Manie“.
Mit Symptomen der Manie in abgeschwächter und kürzerer Form besteht oft nur mehrere Tage oder wenige Wochen eine leicht gehobene Stimmung. Meistens sind noch soziale Anpassung und ausreichende Selbstkontrolle vorhanden, die bei der Manie nicht mehr gegeben sind. Es treten keine psychotischen Symptome auf, wie sie es bei der Manie tun können (z.B. durch Halluzinationen). Die Patienten merken oft selbst nicht, dass sie hypoman sind, weil sie diesen Zustand der Hypomanie als angenehm und gesund emfpinden. Nahe Angehörige jedoch empfinden die hypomanischen Symptome in der Regel als störend und bemerken die Symptomatik eher als die Betroffenen selbst.
Symptome der Hypomanie
- Übertriebene Aktivität
- Unruhe
- Vermehrte Betriebsamkeit
- Vermindertes Schlafbedürfnis
- Vermehrter Rededrang
- Gesteigerte Kontaktbedürftigkeit
- Ablenkbarkeit
- Konzentrationsprobleme
- Erhöhte Reizbarkeit
- Gesteigerte Libido
- Vermehrte körperliche und geistige Schaffenskraft
- „Geniale“ Ideen
- Gedankenrasen
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